Indien | Eine Woche in Neu-Delhi

Neu-Delhi ist eine Stadt der Gegensätze. In der Metropole sind Reichtum und Armut direkte Nachbarn. Kühe laufen vorbei an kulturhistorischen Bauten, auf den Straßen ist es dreckig und laut, während auf Märkten und in den Läden feinste Waren gehandelt werden.

Humayum-Mausoleum

Die Vorgeschichte

Chai in einem Juweliershop

Einer meiner größten Sehnsuchtsorte auf meiner Weltreise war - und ist noch immer - Neu Delhi. Ich hatte schon sehr lange das Gefühl, diese Stadt und Indien insgesamt unbedingt sehen zu müssen. Gleichzeitig verspürte ich auch eine ungeheure Ehrfurcht vor dem, was mich erwarten würde.

Als ich einer anderen Reisenden in Sri Lanka von meinem Wunsch erzählte, sagte sie zu mir: Du wirst Indien entweder lieben oder hassen. Und du wirst es wissen in der Sekunde, in der du dort ankommst.

Ganz ehrlich: ich war nie aufgeregter, ängstlicher und voller Vorfreude gleichzeitig in ein fremdes Land zu reisen. Ich hatte bereits eine vierwöchige Yogaausbildung in Rishikesh, dem Geburtsort des Yogas, am Fuße des Himalayas gebucht. Vorher würde ich aber noch eine Woche Zeit haben, um Land und Leute kennenzulernen.

 

Die Ankunft

Mein Flug ging also von Bali nach Neu-Delhi und ich war so aufgeregt, ich konnte am Schalter zur Einwanderung kaum sprechen. Ich war übermüdet und gleichzeitig vollkommen aufgekratzt. Da ich gegen Mitternacht in Neu-Delhi ankam, blieb ich bis Sonnenaufgang im Flughafen. Meiner Sicherheit wegen, aber auch, weil ich mich wappnen musste für das, was auf mich wartete.

Tageszeitung

Gegen sechs Uhr morgens verließ ich den Flughafen, nahm mir ein Uber, das mich zu meinem Hostel bringen sollte. Der freundliche Taxifahrer reichte mir seine englischsprachige Tageszeitung und sagte, dass ich mir damit schon einmal ein Bild über Indien machen könnte. Als wir auf der Autobahn drei Jungen in Schuluniform auf einem Rad sitzend und uns winkend überholten, war es um mich geschehen. Ich wusste, ich würde es lieben.

In meinem gemütlichen Hostel angekommen entschied ich, die ganze Woche in der Stadt zu bleiben und buchte die Unterkunft für die restlichen Tage. Das Hostel wurde von zwei jungen Brüdern geführt, ihr Vater kochte Frühstück und Abendessen für die beinahe ausschließlich indischen Gäste. Alle drei kümmerten sich rührend um mich. Ich bekam Chai, Empfehlungen für Ausflugsziele und die Ermahnung, mich jeden Tag ab- und anzumelden und mir ihre Handynummern für Notfälle einzuspeichern.

 
Nepalesisch-tibetisches Viertel

Auf Entdeckungstour

Gleich am ersten Tag lernte ich Lisa im Hostel kennen und das war mein Glück. Sie ist bereits mehrfach in Indien gewesen und hat mich an die Hand genommen. Wir gingen gemeinsam die kulinarischen Köstlichkeiten Neu-Delhis erkunden, sie führte mich in den nepalesisch-tibetischen Stadtteil und wir sahen uns Verkaufsstraßen an, die voll waren von feinsten Stoffen, Teppichen und Gewürzständen.

Lotus Tempel




Nach einer kleinen geführten Tour durch Delhis Zentrum wusste ich, mich ungefähr zu orientieren und entschied mich nach Lisas Abreise, die Stadt nun alleine zu erkunden. Also zog ich los zum Lotustempel. Ein wunderschönes Gebäude, das allen Gläubigen der Welt Schutz und Raum zum Beten dient. Ich war absolut ergriffen von der Architektur und der Stimmung im Tempel. Trotz der vielen Menschen war es so still und besinnlich. Ich habe mehrere Stunden dort verbracht und einfach gestaunt.

Später fuhr ich wieder ins Zentrum. Neu-Delhi hat ein großzügig ausgebautes U-Bahnnetz. Der erste, bzw. letzte Wagen jedes Zugs ist für Frauen und Kinder reserviert und diese Regel wird strikt eingehalten, das hat mich sehr erstaunt.

Im Roten Fort, einer Festungsanlage aus der Mogulepoche, erlebte ich eine verrückte Situation. Anstatt dass die BesucherInnen sich die Skulpturen ansahen, fotografierten sie mich. Ein Mann bat mich um ein Foto mit seinen zwei Kindern. Ich hatte nicht erwartet, dass ich an einem so touristischen Ort eine solche Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde.

Weiter lief ich durch die Straßen Neu-Delhis, auf denen man entweder in Kuhscheiße tritt oder droht, überfahren zu werden. Überall waren Rikschas, HändlerInnen und bettelnde Kinder. An jeder Ecke standen winzige Straßenküchen, an denen man köstliches indisches Streetfood kaufen konnte.

Ich kam zur Jama Masjid Moschee. Hier durfte ich bei den Vorbereitungen für das Freitagsgebet zusehen. In einen Umgang gehüllt besah ich mir das emsige Treiben.

Auf einem naheliegenden Markt wurde mir von ein paar Jugendlichen ein Zuckerrohrsaft spendiert. Sie waren belustigt, weil mich die Herstellung des Safts faszinierte. Im Gegenzug für den Saft machten sie ein Selfie von uns. :)

Akshardham Tempel

Am Abend verschlug es mich zum Akshardham Tempel. Ein riesiger Hindu-Tempel mit Galerien, einer faszinierenden Bootstour, Wasserspielen und scheinbar endlos großen Gärten. Der Besuch fühlte sich unheimlich beeindruckend und exklusiv an – nicht zuletzt, weil alle BesucherInnen zuvor ihre Handys abgeben mussten. Ich saß am Brunnen und weinte Freudentränen, ich war so überwältigt von den Eindrücken.

India Gate

Am nächsten Tag ging es für mich zum India Gate. Das Gate an sich schien nicht besonders beeindruckend. Ich war eher abgelenkt von den Männern, die mir anboten meine Ohren an Ort und Stelle mit Ohrenkerzen zu reinigen. Dafür fehlen mir die Worte.

Hier am India Gate nahm ich zum ersten Mal der Smog richtig wahr, der wie eine Glocke über der Stadt liegt. Es war warm und sonnig. Aber alles sah aus, als würde ich es durch einen blau-braunen Filter betrachten.

Dann kam ich zu meinem letzten Highlight - das Humayum-Mausoleum. Dieser riesige Bau, der 1571 fertiggestellt wurde, machte mich absolut sprachlos. Ich untertreibe, wenn ich aus Mangel an Worten sage, dass ich beeindruckt war von der schieren Größe und den Wandmalereien im Inneren. Auch hier verbrachte ich Stunden, streifte umher, betrachtete und fotografierte das künstlerisch gestaltete Gebäude aus jedem Winkel.

 

Ein ungünstiger Anschluss

Momos vom Straßenstand

Vollkommen überwältigt und beseelt von meinen Eindrücken der letzten Tage, machte ich mich zurück ins Hostel und holte mir für mein letzten Abendessen in Neu-Delhi noch eine Portion Momos von einem mir schon bekannten Stand am Straßenrand. Lebensmittelvergiftung inklusive. Dass mir das irgendwann in Indien drohen würde, hatte ich erwartet. Denn die Lebensmittelvergiftung für gehört leider auch irgendwie zu Indien dazu. Nur hätte ich mir das für den kommenden Reisetag mit Flug und mehrstündiger Taxifahrt doch gerne erspart.

Mit vollem Herzen und grummeln im Bauch verließ ich Neu-Delhi. Und hätte nicht glücklicher über meine Zeit hier sein können. 🧡

 

Möchtest Du wissen, wie es weitergeht? Dann bleib gespannt, bald kommt der nächste Eintrag. :)

Franzi

FRANZI ☀️ Weg von Zuhause, raus in die Welt 🗺

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